Body Horror erkunden: ein bedeutendes Subgenre.

Thomas Bourgeois

29 April 2025

Body Horror ist ein Subgenre des Horrors, das sich auf die groteske, unnatürliche oder verstörende Verwandlung des menschlichen Körpers konzentriert. Oft symbolisch aufgeladen, spiegelt diese Art von Horror tiefe Ängste wider – sei es in Bezug auf Identität, Kontrolle, Geschlecht, Fortpflanzung, Krankheit oder die Grenzen menschlicher Erfahrung. In der Filmgeschichte diente Body Horror sowohl als schockierendes Spektakel wie auch als kraftvolles metaphorisches Ausdrucksmittel. Von den klassischen Werken Cronenbergs bis hin zu neueren psychologischen Experimenten entwickelt sich das Genre stetig weiter und bietet immer wieder neue Formen des Grauens.

In der HBO-Serie „Lovecraft Country“ (2020) werden rassistische Themen mit übernatürlichem Horror verknüpft. Körperliche Transformationen symbolisieren dabei die Kämpfe der Figuren mit ihrer Identität und gesellschaftlicher Unterdrückung.

In „Men“ (2022) von Alex Garland wird Body Horror zu einem verstörenden Kommentar über geschlechtsspezifische Traumata und zyklische Gewalt. Der Film gipfelt in einer surrealen, unaufhörlichen Sequenz, in der männliche Körper grotesk einander gebären – eine buchstäbliche Manifestation vererbter toxischer Männlichkeit. Diese verstörenden Bilder zwingen das Publikum, sich mit dem psychologischen Schrecken gesellschaftlicher Strukturen auseinanderzusetzen.

Ari Asters „Beau Is Afraid“ (2023) wählt einen absurderen, surrealeren Zugang zum Body Horror. Die Reise des Protagonisten in eine traumähnliche Welt ist begleitet von zunehmend verstörenden körperlichen und mentalen Entstellungen. Der Schrecken liegt nicht nur in der Deformation, sondern im völligen Verlust von Autonomie und Selbstwahrnehmung. Der Körper wird zum Gefängnis – einem Ort für vererbte Schuld, mütterliche Kontrolle und unterdrückte Ängste.

„The Exorcist: Believer“ (2023) greift klassische Motive von Besessenheit und Verwandlung auf, nutzt Body Horror aber auch zur Darstellung spiritueller und psychologischer Zerrüttung. Wie im Original von 1973 gehört der Körper nicht mehr der betroffenen Person – er wird zum Schlachtfeld unsichtbarer, bösartiger Kräfte. Der Schrecken liegt darin, eine vertraute menschliche Form in etwas Unheimliches und Fremdes verwandelt zu sehen.

Die animierte Horrorserie „Uzumaki“ (2024) verkörpert Body Horror durch obsessive Spiralen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Der menschliche Körper verbiegt, verdreht und verschmilzt letztlich mit unnatürlichen Formen. Diese Art von Horror ist still, kosmisch und zutiefst beunruhigend in ihrer Unausweichlichkeit.

In „Invasion of the Body Snatchers“ (1956) liegt der Schrecken in der Ersetzung des Körpers. Ausserirdische duplizieren Menschen perfekt – körperlich identisch, aber ohne Emotionen. Der Subtext ist politisch und kulturell und wird oft als Parabel auf die Angst vor Konformität oder als Spiegelbild des Kalten Krieges gelesen. Das Grauen liegt nicht im Blut, sondern in der Vorstellung, dass der eigene Körper unbemerkt gestohlen und ersetzt werden könnte.

David Cronenbergs „Crimes of the Future“ (2022) ist vielleicht das direkteste Beispiel für Body Horror als Kunstform. In einer Zukunft, in der Menschen neue Organe entwickeln, modifizieren Performancekünstler*innen ihre Körper chirurgisch als Ausdrucksform. Cronenberg thematisiert Transhumanismus, Schmerz und das Potenzial des Körpers als Leinwand wie auch als Botschaft. Der Körper ist hier nicht mehr heilig – er ist wandelbar, offen und verstörend formbar.

„Infinity Pool“ (2023) von Brandon Cronenberg führt das filmische Erbe seines Vaters fort und verbindet Sinnlichkeit, Gewalt und Body Horror in einer Geschichte über Klonen, Hedonismus und moralischen Zerfall. Durch die Zerstörung und Replikation von Körpern werden Fragen nach Identität, Schuld und Privileg aufgeworfen. Was bleibt vom Selbst, wenn der Körper beliebig ersetzt werden kann?

„The Substance“ (2024) von Coralie Fargeat schliesslich treibt den Body Horror in eine feministische Richtung, indem sie Themen wie Schönheit, Altern und körperliche Selbstbestimmung untersucht. In einer hyperstilisierten und grotesken Transformationsgeschichte kritisiert der Film die gesellschaftliche Obsession mit Jugend und Perfektion. Die Protagonistin konsumiert eine geheimnisvolle Substanz, die eine „Neugeburt“ verspricht, woraufhin ihr Körper schreckliche Mutationen durchläuft – eine Metapher für die Gewalt der Selbstoptimierung unter patriarchalem Druck. „The Substance“ vereint körperlichen Ekel mit sozialer Kritik und macht den Körper selbst zum Schlachtfeld für Identität und Akzeptanz.

Diese Werke zeigen: Body Horror ist ein mächtiges Werkzeug, um existenzielle Ängste, gesellschaftliche Missstände und psychische Abgründe zu erkunden. Ob durch Mutation, Besessenheit, Transformation oder Replikation – der Körper wird zum Ort des Schreckens, nicht nur durch seine Verformung, sondern durch seine Rolle als Grenze zwischen Selbst und Welt.

„The Substance“, „Men“, „Beau Is Afraid“, „The Exorcist: Believer“, „Invasion of the Body Snatchers“, „Lovecraft Country“ und „Uzumaki“ sind auf Sky Show verfügbar.

„Crimes of the Future“ und „Infinity Pool“ gibt es im Sky Store.

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