Mit ihrer Rolle als Tokyo im Netflix-Hit «Haus des Geldes» wurde Úrsula Corberó berühmt. Nun spricht sie mit 20 Minuten über ihr neustes Projekt «The Day of the Jackal».

Úrsula Corberó, Sie spielen in Ihrer neuen Serie eine Frau namens Nuria, die erst nach vielen Ehejahren merkt, dass ihr Mann ein Auftragsmörder ist. Könnte Ihr aktueller Freund ein so grosses Geheimnis vor Ihnen verbergen?
Ich glaube nicht. Es kommt vermutlich darauf an, wie gut mein Partner lügen kann. Als ich das Skript las, war ich schockiert, dass Nuria nichts geahnt hat. Sie ist sehr vertrauensvoll, was ich schön finde – aber so bin ich gar nicht.
Haben Sie die Rolle angenommen, um zu lernen, vertrauensvoller zu sein?
Nein. Ich mag es, alles zu analysieren und zu kontrollieren. Die Rolle habe ich vor allem angenommen, weil ich unbedingt mit Eddie Redmayne arbeiten wollte. Für mich war es auch eine Möglichkeit, einmal einen ganz anderen Charakter zu spielen, der zu Beginn etwas schwach wirkt, aber sehr ehrlich und anständig ist. Normalerweise spiele ich in Spanien ja super ambitionierte Charaktere.
Ich konnte die ersten drei Episoden von «The Day of the Jackal» schauen …
… ich finde, die Serie wird danach noch viel besser!
Weil Sie dann öfters zu sehen sind?
Genau! Das musste ich bei den Premieren in London und New York allen sagen, denn da wurde nur die erste Episode gezeigt, in der komme ich kaum vor… Teil dieser internationalen Produktionen zu sein, war sehr ungewohnt für mich.
Inwiefern?
Ich versuche immer noch, mein Englisch zu verbessern. Zum Teil ist das echt frustrierend und ermüdend, weil ich nicht ich selbst sein kann. Wenn ich in einer Diskussion einen Witz machen will, verpasse ich oft den richtigen Zeitpunkt für den Gag, weil ich mir die Worte erst zurechtlegen muss. Ich zermartere mir mein Hirn, wenn ich Englisch spreche.
In der Serie sprechen Sie Englisch und in Ihrer Muttersprache …
… Moment. Ich spreche in einem ganz anderen Dialekt. Nuria kommt aus Cádiz in Südspanien, ich komme aus Barcelona, wo wir Mühe haben, Menschen aus Cádiz zu verstehen. Sie haben eine andere Aussprache und ein ganz anderes Vokabular. In Spanien machen sich viele lustig über diesen Dialekt. Den Englisch sprechenden Produzenten war zu Beginn gar nicht klar, wie gross der Unterschied ist.
Bei Instagram hat kaum jemand in Spanien so viele Followerinnen und Follower wie Sie. Das spanische Magazin «Hola!» nennt Sie «unseren Star in Hollywood». Warum sind die Menschen in Spanien so stolz auf Sie?
Wow, das müssten Sie sie fragen! Aber ich fühle mich geliebt und selbstbewusst in meiner Heimat. Die Menschen unterstützen mich.
Ihren Durchbruch feierten Sie mit Ihrer Rolle im Netflix-Megahit «Haus des Geldes». Profitiert die spanische Filmindustrie davon, dass es im Streamingzeitalter normal geworden ist, fremdsprachige Inhalte mit Untertiteln zu schauen?
Hmm, bei «Haus des Geldes» wurde meine Stimme allerdings auch in unzählige Sprachen synchronisiert. Aber die Streamingplattformen haben sicher etwas bewegt. Vor Netflix führte kein Weg an Hollywood vorbei, um international erfolgreich zu sein. «Haus des Geldes» war die erste spanische Show, die über die Landes- und Sprachgrenzen hinaus Erfolg hatte – und das mit einem überschaubaren Budget. Das hat Filmschaffende in Spanien und anderen Ländern ermutigt, an sich zu glauben. Früher hat sich in Spanien kaum jemand getraut, Actionfilme zu machen, weil das als die Spezialität der US-Amerikaner galt. Das ist seit «Haus des Geldes» anders.
Sie haben in den letzten zwei Jahren in vier Serien und zwei Filmen mitgewirkt, unter anderem an der Seite von Kevin Hart. Er ist ein bekannter Workaholic, weil er trotz seines Erfolges Angst hat, alles zu verlieren. Packen Sie Ihren Terminkalender darum so voll wie möglich?
Nein, aber in letzter Zeit habe ich wirklich viel gearbeitet und alles gegeben. Ich habe Phasen, da powere ich ein Jahr praktisch ohne Pausen durch. Aber ich musste lernen, mehr auf mich zu hören. Jetzt brauche ich wirklich, wirklich eine Pause. Ich werde zu allem Nein sagen, weil ich ohne Energie nicht gut bin. Ich liebe meinen Job, aber ich liebe auch meine Familie, meinen Freund und mein Haus. Nach diesem Interview gehe ich in die Ferien.
Die Serie «The Day of the Jackal» ist ab dem 7. November bei Sky Show zu sehen.